Es ist passiert. Am 4. August 2024 war der Serbe Novak Djokovic am Ziel seiner Träume angelangt. Der 24-fache Grand-Slam-Sieger hat den
Karriere-Golden-Slam komplettiert, mit der Goldmedaille bei Olympia in Paris. Der „Djoker“ gewann 10 Mal die Australien Open, 3 Mal Roland-Garros, 7 Mal Wimbledon und vier Mal die US Open. Hinzu
kommen 40 Turniersiege bei Masters, 6 Titel bei den ATP Finals, 8 Saisons beendete der Serbe auf Platz 1 der Weltrangliste, stand insgesamt 428 Wochen auf der Spitzenposition. Aber auf Gold bei
Olympia musste er lange warten. Bei seinem Olympia-Debüt 2008 in Peking gewann der Belgrader direkt die Bronzemedaille, scheiterte im Halbfinale an späteren Olympiasieger und seinem langjährigen
Dauerrivalen Rafael Nadal. Vier Jahre später, bei den Olympischen Spielen 2012 in London, schied Djokovic erneut im Halbfinale aus, diesmal an Andy Murray, diesmal verlor der damalige Zweite der
Setzliste aber auch das Spiel um Brinze gegen den Argentinier del Potro. In Rio 2016 unterlag „Nole“, wie Djokovic in seiner Heimat genannt wird, wieder del Potro, diesmal jedoch sensationell und
völlig überraschend in der 1. Runde. Bei der Sommerspielen in Tokio, die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben und 2021 ausgetragen wurden, kam Djokovic wieder ins Halbfinale, doch
wieder war dort Endstation, diesmal gegen Alexander Zverev, der sich paar Tage später im Finale gegen Khachanov Gold sicherte, und wie in London blieb der Ex-Schützling von Boris Becker trotz
Halbfinalteilnahme ohne Medaille, Bronze ging an den Spanier Carreño-Busta.
In der französischen Hauptstadt Paris startete Djokovic seinen fünften und wahrscheinlich letzten Versuch Olympiagold zu holen. Der Auftaktgegner Ebden, eigentlich Doppelspezialist, bereitete dem amtierenden Wimbledonfinalisten keine Probleme. Der „Djoker“ gewann ohne jegliche Probleme mit 6:0, 6:1. In der zweiten Runde kam es zum Hammerduell zwischen Djokovic und seinem großen Rivalen Rafael Nadal. Der Spanier gewann auf der Pariser Asche 14 Mal das zweite Major des Jahres, doch in dieser Partie entzauberte der Serbe den Mallorquiner Nadal im ersten Satz mit 6:1. Im zweiten Satz machte der 22-malige Major-Sieger zwar aus einem 0:4 ein 4:4, doch Nadal gab direkt danach sein Aufschlagspiel ab und Djokovic gewann auch den zweiten Satz, diesmal jedoch mit 6:4. In der dritten Runde bekam es der serbische Superstar, der wegen der Absage des Weltranglistenersten Jannik Sinner (Italien) als Erster der Setzliste in dieses Turnier ging, auf Dominik Koepfer. Der Deutsche hielt im ersten Satz lange dagegen, verlor den ersten Durchgang aber knapp mit 5:7. Im zweiten Satz blieb Koepfer ohne Breakchance – Djokovic gewann mit 6:3 und qualifizierte sich fürs Viertelfinale. In der Runde der letzten 8 traf der jetzt 37-Jährige auf Stefanos Tsitsipas. Der Grieche stand zwei Mal im Finale eines Grand-Slams, verlor aber sowohl bei Roland-Garros 2021, als auch bei den Australian Open 2023 gegen Djokovic. Nach einem souveränen 6:3 im ersten Durchgang begannen die Probleme für den Belgrader. Seine Knieverletzung, die er sich am gleichen Ort beim Major von Paris zugog, meldete sich zurück. Bei Roland-Garros musste der dreimalige Gewinner kampflos im Viertelfinale aufgeben, hier jedoch nicht, trotz 0:4-Rückstand gab der Djoker nicht auf, musste jedoch beim Stand von 3:5 und 0:40 aus eigener Sicht beim Aufschlag der Nummer 11 der Welt drei Satzbälle abwehren, dies gelang Djokovic tatsächlich und er war wieder komplett zurück. Es ging schließlich in den Tie-Break, wo sich der Tennisspieler aus Serbien keine Blöße gab und mit 6:3, 7:6 (7:3). Doch die Frage blieb: Ist die Mission des Djokers in Gefahr? Er selbst bejahte es und dass er „beten muss“, das er weitermachen kann. Und er konnte es! Im Halbfinale kam es nicht zur Neuauflage des Halbfinales der Tokio-Spiele, da der Deutsche Zverev am Italiener Musetti (5:7, 5:7) scheiterte. In dieser Partie gab es keine Spuren der Knieverletzung bei Djokovic. Gegen den Italiener hatte Djokovic beinahe keine Probleme und fegte ihn mit 6:4, 6:2 vom Platz. Nach dem verwandelten Matchball übermannten den Serben die Emotionen. In seinem fünften Anlauf erreichte er endlich das Olympia-Finale. Insgesamt drei Mal platzte sein Traum von Olympiagold im Halbfinale, nun war der 24fache Major-Sieger „nur“ einen Sieg von der Goldmedaille entfernt. Im Endspiel wartete jedoch ein großer Härtetest mit Carlos Alcaraz (Spanien). Vor exakt 21 Tagen war Djokovic gegen den Spanier im Wimbledonfinale chancenlos, verlor mit 0:3 (2:6, 2:6, 6:7 (4:7)). Und dieses Endspiel war sehr ausgeglichen. Sowohl der Serbe, als auch sein 16 Jahre jüngerer Gegner hatten eine Vielzahl an Breakchancen, doch jeder einzelne von insgesamt 14 (!) Breakbällen (6 für Djokovic, 8 für Alcaraz), konnte vom jeweils anderen zunichte gemacht werden.
So stand es nach über einer Stunde Kampf 6:6 – ein Tie-Break musste die Entscheidung bringen. Anders als in London, dominierte der Bronzemedaillengewinner aus Peking den Tie-Break und konnte sich mit dem Punkt zum 6:3 drei Satzbälle erarbeiten. Und Djokovic ließ nichts anbrennen, mit einem wunderbaren Punkt am Netz nutzte der 37-Jährige gleich seinen ersten Satzball und sicherte sich nach etwas mehr als 1:30 Stunden Spielzeit den ersten Satz mit 7:6 (7:3). Und war so dem Traum vom Olympaigsieg einen Satz näher. Im zweiten Satz domierte der aufschlagende Spieler, sodass sich nur wenige Breakmöglichkeiten ergaben, doch auch im zweiten Durchgang gab niemand sein Aufschlagspiel ab. Und so dauerte auch Satz zwei über eine Stunde, ehe Djokovic sein Aufschlagspiel durchbringen konnte und einen weiteren Tie-Break erzwang. Gleich im ersten Punkt zeigte der Serbe, warum er einer der besten Tennisspieler aller Zeiten ist. Nach einem längeren Ballwechsel spielte der „Djoker“ eine überragende Vorhand - uneinholbar für Alcaraz, der eigentlich an jeden Ball rankommt. Djokovic stellte durch einen Fehler von Alcaraz auf 2:0. Doch Alcaraz gelang der 2:2-Ausgleich. Djokovic zeigte jedoch einmal mehr, dass er am Besten ist, wenn es am Wichtigsten ist. Der Punkt war beinahe eine Kopie von dem zum 1:0: Wieder eine sensationelle Vorhand, wieder uneinholbar für „Carlitos“, wie der Spanier genannt wird. Mit einem riskanten, aber von Erfolg gekrönter Schmetterball machte Djokovic das 4:2 und durch zwei leichte Netzfehler „schenkte“ Alcaraz Djokovic die 6:2-Führung und damit vier aufeinanderfolgende Chancen endlich seinen großen Gold-Traum zu verwirklichen. Und dann war es tatsächlich soweit: an diesem 4. August 2024 um 17:01 Uhr spielte Djokovic eine Vorhand-Longline für die Geschichtsbücher, eine die Alcaraz nicht mehr holte, eine die den Kindheitstraum von Novak Djokovic Wirklichkeit werden ließ. 2003 begann er mit 16 Jahren seine Profikarriere, gewann 24 Major-Titel, 40 Masters, 6 ATP-Finals und insgesamt 98 Karrieretitel, aber nichts konnte an diesen Erfolg rankommen. Im 5. Anlauf hat es endlich geklappt. 16 Jahre nach seinem Olympia-Debüt hat er sein großes Ziel erreicht: Die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. Sogar zwischen seinem Profidebüt 2003 und seinem ersten Triumph bei Roland-Garros (2016) lagen nicht so viele Jahre, wie zwischen seiner erstmaligen Teilnahme an der Sommerolympiade und dem Gewinn der Goldmedaille.
Unmittelbar nach dem Spiel brach es aus ihm heraus. Lange bleib er auf den Knien, nachdem er sich die Glückwünsche von Alcaraz abgeholt hat. Auch als er bei seiner Box ankam, wo u.a. seine Ehefrau Jelena , seine Kinder Stefan und Tara und Viktor Troicki warteten, ließ der Djoker seinen Emotionen wieder freien Lauf. Kurz darauf war es soweit: Novak Djokovic bekam die Goldmedaille überreicht, damit hat er jedes wichtige Tennisturnier gewonnen.
Top 4 Olympia 2024 in Paris Herreneinzel:
Gold: Novak Djokovic (Serbien)
Silber: Carlos Alcaraz (Spanien)
Bronze: Lorenzo Musetti (Italien)
4. Platz: Felix Auger- Allisime (Kanada)